Ein Blick ins Abseits: Berlins neue Fußball-Ikonen

Ein Gespräch mit Kilian Depuhl von der Berliner Fußball-Woche

Bücher und Fußball haben viel mehr gemeinsam als bloß das ikonische Schwarz auf Weiß. Bereits seit 2023 erscheint bei VQ die Ikonen-Reihe: Buchbändchen, die in ihrem schmalen Format in jede Schiedsrichter:innentrikottasche passen. Initiator und Herausgeber ist Frank Willmann, der nicht nur schreibt und lektoriert, sondern auch selbst auf dem Feld steht. Allerdings hinter der Seitenlinie: Er trainiert die Autorennationalmannschaft. Insgesamt 10 Bände sind erschienen, im Frühjahr 2025 folgen zwei weitere. Sie berichten über Fußballerlebnisse aus sehr unterschiedlichen Perspektiven: Fankult, die unfreiwillige Kindheit am Spielfeldrand, Nachmittage auf Bolzplätzen, die Träume von Megastadien. Große Niederlagen und noch größere Siege – viele davon ohne große Medienaufmerksamkeit. Doch das soll nicht so bleiben. 

Einer, der sich schon seit langer Zeit mit lokalem Fußball und der Berichterstattung darüber beschäftigt, ist Kilian Depuhl. Er ist nicht nur Fußballfan, sondern auch neuer Leiter für Digitales bei der Berliner Fußball-Woche

VQ: Auf Deinem Gründerprofil heißt es, dass Du mit der App »dem Hauptstadtfußball eine neue Heimat gegeben« hast. Was genau sind die Inhalte und die Funktionen der App?

Kilian: Die App ist für uns als Fußball-Woche ein wichtiges Tool – gemeinsam mit unseren Social-Media-Kanälen und unserem Newsletter – um unsere besonderen Geschichten auch auf der digitalen Ebene zu erzählen. Unser Anspruch ist es, für den lokalen Fußball ein absolut cooles und zeitgemäßes Gegenstück zum absoluten Fokus auf den Profisport anzubieten. Über unsere digitalen Kanäle werden wir zu einem täglichen Medium und bereiten dort exklusive und einzigartige Geschichten unseres Lieblingssports auf.

VQ: Und was hat es mit dem Titel DIAGO auf sich?

Kilian: DIAGO ist der digitale Arm der Fußball-Woche. DIAGO ist die Kurzform für Diagonalpass. Auf den Sportplätzen hört man da am Wochenende schon oft ein lautes „Spiel diago“. (lacht) Toni Kroos hat diesen Pass wahrscheinlich perfektioniert. Hand aufs Herz: Die meisten Amateurspieler kommen hier gerade im laufenden Spiel an ihre technischen Grenzen. Der Pass ist eine ideale Bewegung. Alle versuchen es, nur wenige können ihn spielen. Symbolisch für uns natürlich die geschlagene Brücke zwischen der über 100 Jahre alten Printzeitung und einem neuen digitalen Angebot.

VQ: Dein Ziel ist es, die Berichterstattung auch abseits der großen Vereine und der ersten und zweiten Liga über Fußball zu etablieren. Wie wollt ihr Sportjournalisten motivieren, den Blick mehr auf den lokalen Fußball zu werfen? 

Kilian: Das Milliardengeschäft Profifußball wird immer im Fokus stehen – wir wollen den Leserinnen und Lesern eine weitere, realitätsnahe und unterhaltsame Alternative bieten, mit der man sich am Ende viel mehr identifizieren kann. Für mich sind es die Einzigartigkeiten und Kuriositäten, die der Vereinssport mit sich bringt. In Berlin haben wir mehr als 205.000 Mitglieder – da ergeben sich unweigerlich unzählige spannende und wunderschöne Geschichten. Die Grundlage ist immer der Wettkampf, mit seinen Ergebnissen, Spieltagsanalysen und Highlights. Doch darüber hinaus gibt es so viel zu erzählen – über die Menschen links und rechts neben uns. „Manni, der Platzwart“ – die gute Seele des Vereins, scheint seit 20 Jahren förmlich mit dem Wurststand verwachsen zu sein. Damit können die Leute sich identifizieren, sind selber nah dran und werden somit zu unseren Stars.

VQ: Beruflich kommst ja ursprünglich aus der Agentur-Szene, damit wäre deine Affinität zum Digitalen geklärt. Aber was ist Dein besonderer Bezug zum Fußball? 

Kilian: Ich bin überzeugt, dass Sport ein gesellschaftliches Tool ist, um Zusammenhalt und interkulturelles Miteinander zu fördern. Amateurfußball oder Sport allgemein zu stärken, heißt das Miteinander zu fördern. Seit meinem dritten Lebensjahr spiele ich Fußball und trete heute noch in der Ü32 von Sparta Lichtenberg an. Neben meiner Arbeit als Berater für digitale Transformationsprojekte habe ich mit Freunden eine soziale Fußballbewegung gegründet, die mittels Digital-Kampagnen auf Diskriminierung und Rassismus im Fußball aufmerksam macht – in Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten wie David Alaba oder Marken wie Nike. Nun ist der ideale Zeitpunkt, die einzigartigen Geschichten in der Fußball-Woche zu erzählen.

VQ: Gibt es ein Ereignis, das Deine Begeisterung zu dem Sport besonders geprägt hat oder eine Lieblingsanekdote? Wer weiß – vielleicht schreibst Du ja mal ein Buch darüber.  

Kilian: Übergeordnet würde ich sagen, dass es mich unfassbar fasziniert, wie divers Fußballvereine und ihre Mannschaften besetzt sind. Ich nehme auch oft Menschen aus dem Vereinssport eher aufgeschlossen und zugänglich wahr als andere. Zudem bin ich ein extrovertierter Mensch, der einen Großteil seiner Energie aus sozialen Interaktionen zieht. Gespickt mit einem ausgeprägten Harmoniebedürfnis – da ist so eine Fußballkabine schon eine Art Akkuladestation für mich.

VQ: Welches Buch über ein Ereignis, einen Verein oder einen Spieler müsste unbedingt geschrieben werden? 

Kilian: Beim Lesen oder Stöbern über Fußballvereine mag ich Abwechslung und Vergleiche. Für mich wäre es daher ein Werk, das sich mit einer Handvoll Vereinschroniken beschäftigt – inklusive witziger Statistiken, toller Bilderreihen und kleinen Einzelporträts besonderer Vereinsikonen. 

Hier geht’s zu DIAGO: https://fuwo.app/

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