Wir beim European Short Story Festival

Anfang des Monats waren Leif und ich ja in Zagreb, hier nun ein paar Eindrücke vom Festival. Wir hatten uns ja vorher schon gefreut auf den Einblick in die kroatische Literaturszene, das Wiedersehen mit unseren Autoren Edo Popovi? und Roman Simi?, das Kennenlernen dieser Stadt. Das alles erlebten wir dann auch – aber noch viel mehr!

Aber da Bilder bekanntlich mehr als tausend Worte sagen, hier schonmal vorab der Link auf unser Ausflug-Zagreb-Fotoalbum.

Los ging es schon am Sonntag (03.06.) mit dem freundlichen Empfang durch Roman selbst am Flughafen, wir wurden direkt ins Hotel gebracht und mit umfangreichen Begrüßungspaketen und Ansprechpartnern (»Volunteers«) versorgt. Im Hotel trafen wir dann auch Edo. Wenig später dann die inoffizielle Eröffnungsfeier unter dem Motto »Achtung, kroatische Autoren kochen!« in einem kleinen Gartenrestaurant mit kroatischen Spezialitäten und Wein. Hier war schon erste Gelegenheit, nicht nur die kroatischen, sondern auch die vielen eingeladenen Autoren kennenzulernen: z.B. Franziska Gerstenberg, Hallgrimur Helgason (Island, Autor von »101 Reykjavik«), Carlos Aguilera (Kuba), Clare Azzopardi (Malta) u.v.a. Satt und fröhlich ging es dann weiter zur ersten abendlichen Lesung in den Indie-Buchladen Booksa.

Booksa

Der Montag begann mit dem offiziellen festlichen Empfang im Dverce Palace auf einem Hügel über der Stadt, hier stieß auch Stargast DBC Pierre dazu. (Sein Roman »Vernon God Little« hat mich vor drei Jahren sehr begeistert. Unbedingt empfehlenswert!) Ihn erlebten wir dann später auch noch bei einer Lesung/Diskussion im Zentrum, in der er sich als nachdenklicher, smarter aber auch sehr witziger Zeitgenosse entpuppte. Sehr inspirierend der Mann. Abends im Club Mocvara hatten wir dann auch die Gelegenheit, uns mit ihm zu unterhalten. Vorher allerdings spazierten wir noch etwas mit Edo Popovi? durch Zagreb. Dabei gab es eine lustige kleine Szene, als aus einem McDonalds plötzlich ein kleines Mädchen rannte und ihn um ein Autogramm bat. Natürlich erklärten wir ihr, dass dies nicht der Typ aus Fluch der Karibik III sei, aber sie ließ nicht locker. Aber Spaß beiseite, sie kannte Edo tatsächlich und auf seine Frage wer denn in ihrer Familie alles Edos Bücher lese, rief sie nur »Alle!«.

Autogrammjägerin

Der Club Mocvara wurde übrigens von Edos altem Kumpel Igor Hofbauer gestaltet. Nach der Lesung war es der perfekte Ort, um sich mit den anderen Autoren zu unterhalten. Hier lernte ich neben DBC Pierre auch die extra aus UK angereisten jungen Kollegen von comma press aus Manchester kennen, wir verstanden uns sofort, wir scheinen uns in vielem ähnlich zu sein (das Arbeiten als junge Verleger, der Stil, was weiß ich), nur ihren Verlag gibt es schon 2 Jahre länger und sie publizieren ausschließlich Short Stories. Außerdem traf ich die Autoren Zoran Feri? und Borivoj Radakovi?, letzterer einer der wichtigen Protagonisten des legendären FAK. Irgendwann ging es noch mit Robert Perisi? u.a. in eine Kneipe irgendwo in Zagreb … es wurde spät jedenfalls.

Club Mocvara

Am Dienstag zeigte uns Edo sein Stadtviertel Utrine, in dem er nicht nur selber lebt, sondern auch sein Roman Ausfahrt Zagreb-Süd spielt. (Ich werde mal ein paar der Originalschauplätze des Romans in den nächsten Tagen in unserem Online-Fotoaccount posten). Es ist ein (fast) typisches Betonneubauviertel, allerdings viel lebendiger und grüner als die mir bekannten hier in den ostdeutschen Städten, welche ja eher etwas Trostloses an sich haben. Mit dabei: Christine Koschmieder, seine Literaturagentin aus Leipzig, und ihr Freund Christian.

Utrine

Abends war dann wieder eine Lesung im Club Mocvara, u.a. mit David Albahari, Damir Milos, Franziska Gerstenberg, DBC Pierre, Mima Simi? und Mirja Unge. Überhaupt stellte das Festival eine Ansammlung geballten jungen literarischen Talents dar. Letztere Autorin las jedenfalls eine wirklich beeindruckende Geschichte über sexuelle Verwirrung, Coolnis und das erste Mal aus der Perspektive eines jungen Teenager-Mädchens. Die werde ich auf jeden Fall nicht vergessen. Später dann brachten uns unsere hübschen kroatischen Volunteers noch in einen winzig kleinen Club, wo wir den Abend dann noch alle zusammen zünftig ausklingen ließen und Abschied feierten.

Club

Denn für die meisten ging es am Mittwoch weiter nach Split, wo neben einigen wenigen Lesungen in den folgenden Tagen noch ein Segeltörn auf dem Programm stand. Leider konnten Leif und ich wegen unserer Termine zuhause nicht mitfahren. So verbrachten wir den Tag mit Edo in Zagreb, und sahen uns abends mit ihm das (ziemlich unansehnliche) Fußballländerspiel Kroatien-Russland an. Ein schöner Abend wurde es dann dank der Gespräche mit ihm und seiner Frau.

Und am Donnerstag ging es dann zurück nach Berlin und für mich gleich weiter nach Hamburg zur Koerber-Stiftung und einer Diskussionsveranstaltung unter dem Motto »Die neuen Büchermacher« (Einen kurzen Rückblick auf die Veranstaltung findet ihr hier).

Fotos von unserem Ausflug nach Zagreb gibt es hier.

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