Amazons ebook-Reader Kindle ist da

Amazon hat am Montag in den USA sein lang erwartetes eBook-Projekt »Kindle« vorgestellt (ich hatte hier schonmal darüber berichtet), das ja nichts weniger als der ipod für ebooks werden soll. Es wird ab Ende November erhältlich sein, ein Startdatum für Deutschland ist aber noch nicht bekannt. Der Clou: Bücher können über Drahtlosnetzwerke oder Mobilfunknetze heruntergeladen werden – (fast) überall und ohne Extrakosten für die Übertragung.

Trotz vieler Nachteile – die Bücher können ausschließlich bei Amazon gekauft, nicht auf einen Computer überspielt werden (und vice versa, was ja wiederum eine Art verlegerfreundlichen Kopierschutz darstellt), kurze Batterielaufzeit, nur ein nutzbares Dateiformat, nur 256 MB Speicher usw. – ist das die erste wirklich ernstzunehmende Entwicklung auf dem ebook-Markt, denn Amazon ist ein echter Big Player mit der Möglichkeit, dank seiner Marktmacht einen Quasi-Standard zu setzen (s. Apples iTunes). Und vor allem ausreichend Käufer zu erreichen.

Ins Auge sticht hier tatsächlich die Analogie zu Apples ipod-Strategie: der gleiche sehr hohe Preis, die exklusive Bindung an eine Online Plattform. Es gilt genau wie damals bei iTunes, schnell wichtige Contentlieferanten (sprich: große Verlage) an Bord zu holen, um die kritische Masse an Büchern bereitzustellen, die das Gerät für eine ausreichend große Zahl an Käufern interessant macht, damit das Ganze ein Erfolg wird. Neben angeblich 90.000 Büchern ist die Bestsellerliste der New York Times jedenfalls schon fast vollständig verfügbar, zu $9,99 je Titel.

Kritik kommt aber auch aus ganz anderer Ecke: Warum sollte man nicht vielseitigere Geräte wie das iPhone als eBook-Reader nutzen? Da könnte man mit einem Gerät auch noch telefonieren, im Internet surfen, spielen und dann auch noch Bücher lesen. Konrad Lischka gibt bei Spiegel Online zu Recht zu bedenken, dass Google ja an einem neuen offenen Handybetriebssystem namens »Android« arbeitet und fleißig dabei ist, Bücher zu digitalisieren. Zum Herunterladen von Büchern über Google Books und dem Lesen auf modernen Handys mit dem neuen Betriebssystem ist es dann nur noch ein kleiner Schritt.

Lesenswert auch die Besprechungen in der taz, dem Literatur-Café und der readbox. Und die Originalquelle der ganzen Geschichte: ein Artikel in der Newsweek.

8 Kommentare

  • Ich denke, Lischka hat es im Spiegel-Bericht auf den Punkt gebracht, warum Kindle kein iPod für Bücher werden wird: Wer sich einen iPod kauft, kann alle seine CDs konvertieren und hat sie auf dem Gerät, ohne die Musik neu zu kaufen. Meine Bücher kann ich nicht aufs Kindle bringen, die muss ich alle neu kaufen, wenn ich sie dort verfügbar haben will.

    Mit dem iPod habe ich alle meine 400 CDs bei mir, mit dem Kindle jedoch keines meiner Bücher.

  • Sebastian sagt:

    Das stimmt zwar, aber noch habe ich sowieso nicht alle meine Bücher auf dem Rechner, eBooks sind noch nicht verbreitet. Bei digitalisierter Musik war das zum Launch des iPod anders. Ok, vielleicht ist der Kindle ja tatsächlich nur eine Übergangslösung. Ich denke aber schon, dass er ziemlich viele Leute das erste Mal an das Thema eBooks heranführen und zum Kauf verleiten könnte. Und ein Kindle II sieht dann vielleicht schon anders aus.

  • Ralf sagt:

    ich bin ja, ehrlich gesagt, schon enttäusch, wie schlecht das design des gerätes ist. da gibt es so viel schönere geräte als den kindle (z.b. das cybook von bookeen oder den iliad von irex). allesamt sind die geräte aber noch deutlich zu teuer, um den massenmarkt zu erreichen. um die 300 euro für den kindle, sogar über 600 euro für den iliad – da werden wohl nur die sehr technologie-affinen „early adopters“ tätig werden. auch wenn amazon natürlich die content-karte ausspielt…

    übrigens kann man natürlich e-books auch in formaten für das iphone oder smartphones herstellen und liefern – vom leseerlebnis auf dem smartphone (mache ich durchaus selbst) bin ich jedoch noch nicht 100% überzeugt. das iphone kenne ich allerdings zu wenig, um es beurteilen zu können.

  • Sebastian sagt:

    Der Kindle ist tatsächlich häßlich. Auch ein gravierender Unterschied zum iPod muss man sagen. Der Preis wird bestimmt noch fallen, denke ich.

  • Matthias sagt:

    Wird man auf dem Kindle auch Bücher von Euch lesen (und vorher kaufen) können? Wisst Ihr schon etwas darüber, wie Verlage bei Amazon in das Kindle-Programm kommen?

  • Sebastian sagt:

    bis jetzt habe ich noch nichts von einem start des kindle bei uns gehört. irgendwo hatte ich auch gelesen, dass z.b. der verwendete mobilfunkzugang bei uns nicht funktionieren würde. da muss amazon bestimmt noch einges verhandeln und anpassen. den kindle haben wir bestimmt frühestens in einem jahr in deutschland.

  • Matthias sagt:

    Schön herausgeredet! ;-)

    Ich hätte eher so etwas erwartet: „Voland & Quist begrüßen die innovative Leistung von Amazon und bereiten sich auf Verhandlungen mit Jeff Bezos persönlich vor….“

    Aber gut, wenn das alles noch ein Jahr Zeit hat…

  • Ich bin ja mal gespannt, wann der Ebookreader von Amazon endlich auch nach Deutschland kommt. Amazon sollte sich nicht zu viel Zeit lassen – die Konkurrenz ist groß und ich bin gespannt, wie gut das Gerät von Amazon ist. Amazon hat mich bisher meistens von seinen Produkten überzeugt – mal sehen ob das dem Kindle auch gelingt. Bis dahin teste ich mal den Sony Ebookreader – auch für unser Blog. Vor allem aber für mich :-9

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