Wille zur Ohnmacht?

Der langersehnte neue Roman „Revolution“ von Viktor Martinowitsch ist endlich erschienen. Aus diesem Anlass haben wir dessen Übersetzer Thomas Weiler gebeten, uns ein bisschen von seiner Arbeit am Text zu erzählen. Entstanden ist ein spannender Bericht mit zahlreichen Hintergrundinformationen, in denen Alexander Puschkin neben Sigmund Freud und Björk auftauchen. Den vollständigen Beitrag könnt auf fussnoten.eu lesen.

Thomas Weiler über die Fußnoten in der „Revolution“

„Wenn Anfang 2021 der Roman eines belarussischen Autors mit dem Titel „Revolution“ erscheint, ist Vorsicht geboten. Gleich vorab: Es geht hier nicht um die friedliche Revolution, die seit den gefälschten Präsidentschaftswahlen vom 9. August 2020 die Menschen in Belarus auf die Straße treibt. Die literarische Verarbeitung dieser Tage wird noch einige Zeit auf sich warten lassen.

Viktor Martinowitsch trägt seinen Revolutionsstoff seit 2009 mit sich herum, 2017 hat er das Manuskript während eines Aufenthalts in Zürich abgeschlossen. Die nun vorliegende deutsche Übersetzung erscheint noch vor dem russischen Original etwa zeitgleich mit der belarussischen Übersetzung von Vital Ryžkoŭ. Interpretationen und Rezensionen des Textes liegen noch nicht vor, der Übersetzer ist also bei seiner Arbeit ganz allein mit dem Text. Eine Position der Ohnmacht?

Der Autor nimmt in seinem Roman den Willen zur Macht in den Blick und betrachtet ihn von der anderen Seite. Sein Protagonist, zugleich der Ich-Erzähler, bringt den Willen zum Gehorsam, zur Fügung mit und wird damit für die Mächtigen und ihre manipulatorischen Eingriffe zu einer interessanten Figur. Ist der Wille zur Ohnmacht nicht auch für Übersetzer eine conditio sine qua non? Unterwerfen sie sich nicht professionell dem jeweiligen Original und suchen ihr Heil in der Fügung?“

Hier geht’s weiter zum vollständigen Übersetzungsjournal.

Thomas Weiler

Portrait des Übersetzers von Thomas Weiler, Dedecius Preistäger 2019, Leipzig, 6.3.2019

Thomas Weiler wurde 1978 im Schwarzwald geboren. Seit seinem Übersetzerstudium in Leipzig, Berlin und St. Petersburg übersetzt und vermittelt er Belletristik und Kinderliteratur aus dem Polnischen, Russischen und Belarussischen. 2017 erhielt er den Deutschen Jugendliteraturpreis, 2019 wurde er mit dem Karl-Dedecius-Preis geehrt. Er lebt mit seiner Familie in Markkleeberg bei Leipzig. Bei Voland & Quist erschienen seine Übersetzungen von Viktor Martinowitsch, Ziemowit Szczerek und Oleg Senzow.